Kurzinhalt
Im Herzen Englands, in dem alten Schloss des etwas schrulligen Sir Percy, muss die kleine Schutzengelmaus Archibald beweisen, dass sie den Anforderungen an eine ausgebildete Schutzengelmaus gewachsen ist.
Seinen ersten Auftrag als Schutzengelmaus hatte Archibald nach Strich und Faden versemmelt und muss nun seine zweite Chance nutzen, um nicht zu einer ganz gewöhnlichen grauen Maus zurückgestuft zu werden.
Mit viel Herz und unkonventionellen Ideen, versucht Archibald fortan, die umtriebige „Sportskanone“ Sir Percy vor kleinen und großen Unfällen zu schützen. Hierzu braucht er Mut, Entschlossenheit und seine neuen Freunde, auf die er sich verlassen kann.
Auszug aus Kapitel 7 - Verbündete
Archibald drückte sich ganz eng an das Tischbein, es war eines dieser sehr dicken und dunklen Tischbeine, aus alter englischer Eiche. Man konnte ihn nicht sehen. Plötzlich spürte Archibald einen deutlichen Druck auf seinem Schwanz und eine feuchte Nase näherte sich von hinten seinem Umhang. Er hörte ein sehr leises Fauchen und eine heisere Stimme sagte: „Ich kann dich nicht sehen, ich kann dich nicht hören, aber riechen kann ich dich.“ Archibald schaute ganz vorsichtig um den Rand seiner Kapuze herum und sah erst ein, dann zwei sehr große grüne Augen. Darunter standen einige weiße Barthaare quer und er sah auf vier furchterregend große weiße Zähne. „Oh mein Gott,“ dachte er, „die Katze.“ Was sollte er tun? Wegrennen ging nicht, sie stand auf seinem Schwanz. Er könnte sich ganz ruhig verhalten und darauf hoffen, dass sie keinen Spaß daran hätte, eine Maus auszupacken? Das Beste wär natürlich, die Katze wär einfach satt.
Archibald machte sich ganz steif, er drückte sich an das Tischbein und spannte jeden seiner Muskeln an.
Während er noch darüber nachdachte, welche Möglichkeiten er hätte, wurde ihm die Kapuze vom Kopf gezogen, ganz langsam. Neben seinem Gesicht konnte er die große einzelne Kralle sehen, die die Kapuze herunterzog. „Was haben wir denn da, eine Maus – meine Nase belügt mich nicht!“ Archibald zitterte am ganzen Körper, er bekam kein Wort raus. „So eine Maus zum Abendbrot ist immer noch besser als dieses Dosenfutter, das mir der Buttler aufmacht.“ Mit diesen Worten öffnete die Katze ihr Maul und näherte sich langsam Archibald.
„Ich habe es immer gewusst, Caroline, dein Magen ist größer als dein Gehirn.“ Die Katze stoppte in der Bewegung, als sie die dunkle Stimme hörte. „Natürlich, Bernhard der Große will mir jeden Spaß verderben,“ sagte Caroline und näherte sich Archibald weiter. Sie genoss es geradezu, seine angsterfüllten Augen zu sehen. „Sei nicht so blöd, Caroline.“ Die Stimme wurde nun deutlich schärfer, „schau dir mal an, was diese Maus trägt, einen Umhang aus Silberfäden, vor dir steht eine Schutzengelmaus, die unter dem Schutz der Schutzengel-Behörde steht. Wenn du sie frisst, wirst du deines Lebens nicht mehr froh. Wir anderen vermutlich auch nicht, denn du bist dann dafür verantwortlich, wenn Sir Percy verunglückt. Wir werden aus dem Haus geworfen und im Tierheim landen. Ich will dir bei deiner Entscheidung helfen“, mit diesen Worten richtete sich der große Hund auf und stellte sich mit einer Pfote und seinem ganzen Gewicht auf den Schwanz der Katze.
Auszug aus Kapitel 11 - „Ich kann nicht fliegen!“
Archibald wurde immer unruhiger, dann sah er ein altes Holzbrett, das wahrscheinlich der Bauer über einen umgekippten Baumstamm gelegt hatte. Das erinnerte ihn an ein Sprungbrett, mit dem man sich in der Schule immer in die Luft geschleudert hatte. Man konnte dann die Kästen überspringen, die der Lehrer dort hingestellt hatte. Ein Schüler stand auf dem Brett, der Kamerad sprang von einem Turnkasten auf die andere Seite. Der Schwung klappte die leere Seite nach unten, die andere Seite schoss in die Höhe und man flog so weit, dass man dachte, ein Katapult hätte einen abgeschossen. Archibald stellte sich auf die nach unten geklappte Seite des Holzbrettes. Er schaute in Richtung Baumlücke und versuchte die ungefähre Flugbahn eines Sprungbrettfluges zu planen. Dann drehte er sich zu Bernhard und Matthew: „Bernhard“, rief er, „komm doch bitte mit Matthew einmal her.“ Beide kamen angelaufen. Archibald wendete sich an Matthew: „Darf ich dich um einen kleinen Gefallen bitten?“ Matthew schaute ihn an und sagte: „Ich glaube, noch nie hat mich so ein kleines Tier um einen kleinen Gefallen gebeten. Das muss dann ja ein wirklich sehr, sehr kleiner Gefallen sein. Hoffentlich kann ich den Gefallen überhaupt sehen, bei so einer kleinen Maus."
Matthew lachte über seinen eigenen Witz, sonst lachte niemand. Archibald schmunzelte und sagte: „Könntest du bitte, wenn ich JETZT rufe, auf das obere Ende dieses Brettes treten?“
Bernhard fragte: „Hältst du das für eine gute Idee, Archibald, du trägst keinen Umhang, du könntest gesehen werden?“
„Das genau ist ja mein Wunsch,“ sagte Archibald und zwinkerte Bernhard zu. Schon hörten sie das Motorrad, das gerade die Startlinie zur ersten schnellen Runde verlassen hatte. Matthew starrte Archibald mit einem Ausdruck von Nicht-Verstehen und Sich-verhört-haben an. „Meinst du auf dieses Brett hier?“ Archibald nickte und sagte: „Du musst mit deiner ganzen Kraft drauftreten.“
Matthew lachte: „Das kann ich, schau mal wieviel Kraft ich habe“, und er trat mit seinem ganzen Gewicht auf das Holzbrett.
Sir Percy steuerte grade den Eingang der engeren Kurve an. Er liebte es, wenn sein Hinterrad zum Kurvenausgang ausbrach und er mit aller Kraft gegenlenken musste. Das brauchte seine ganze Konzentration. Ein ganzes Stück vor der Kurve sah er plötzlich etwas Rotes aus dem Gebüsch aufsteigen. Es stieg fast senkrecht empor, dabei stieß es einen sehr hohen Quietsch-Ton aus, dann drehte es sich zwei bis drei Mal in der Luft und fiel erst langsam, dann immer schneller wieder in Richtung Boden. Hätte Sir Percy die Sprache der Tiere verstanden, hätte er gehört: „Matthew, jetzt doch noch nicht!“
Sir Percy verfolgte für einige Sekunden dieses Bild und steuerte auf dieses kleine rote Etwas zu. Er starrte auf dieses jetzt schnell näher kommende, kleine rote Quietsch-Bündel und glaubte eine Maus zu erkennen. Bei so viel Erstaunen vergaß er weiter in die Kurve zu lenken. Der Lenker des Motorrades stellte sich gerade, die Maschine richtete sich auf und Sir Percy fuhr gradewegs auf die Baumlücke zu. Diese neue Fahrtrichtung riss Sir Percy aus seinen Gedanken. Dann sah er zuerst den Zaun, den er durchbrach, pflügte durch ein kleines Feld mit wunderschönen blauen Kornblumen, das Motorrad fuhr einen Hügel hinauf, der wie eine Sprungschanze wirkte und Sir Percy hob ab.